Die St.-Moritz-Kirche Taucha
Die St.-Moritz-Kirche ist die große Stadtkirche von Taucha und das lokale Zentrum unseres Gemeindelebens. Mit über 400 Sitzplätzen bietet sie genügend Raum für verschiedenste Veranstaltungsformate. Neben liturgischen und modernen Gottesdiensten finden auch jedes Jahr zahlreiche Klassik-, Jazz-, und Popkonzerte hier statt.
Zur Geschichte
Erste Kirchenbauten im Mittelalter
Um 1170 soll der Burgort Cothug als Stadt im Rechtssinne durch Erzbischof Wichmann von Magdeburg nach Magdeburger Stadtrecht gegründet worden sein. 1220 wird auf dem Burgberg unter Erzbischof Albrecht von Magdeburg eine steinerne Burg errichtet. Sein Nachfolger lässt die Stadt mit einer Mauer umgeben mit zunächst 3 Stadttoren.
Zwischen 1220 und 1250 entstand in unmittelbarer Nähe des Marktes die erste steinerne Stadtkirche, welche dem Heiligen Mauricius, dem Schutzheiligen von Stadt und Erzstift Magdeburg, geweiht war. Sie hieß von nun an St. Moritz Kirche.
Der älteste Bau der Stadtkirche soll noch romanischen Ursprungs gewesen sein. Andere Vermutungen sprechen von einer kleinen gotischen Kirche.
Neubau im 17. Jahrhundert
Das Kirchengebäude genügte bald den Anforderungen nicht mehr. Es war zu klein und im Innern zu dunkel. Der Erweiterung waren jedoch zunächst noch Grenzen gesetzt, da der Kirchhof (Friedhof) das Gebäude umschloss. Erst als der Tauchaer Bürger Amandus Küster 1594 der Kirche ein Stück Feld außerhalb des Eilenburger Tores schenkte, konnte der Friedhof nach und nach dorthin verlegt werden. Dadurch entstand zwischen 1600 und 1603 die Möglichkeit, die Kirche entsprechend den Erfordernissen umzubauen. Dabei blieben die inneren Pfeiler und der Turm stehen. Das Kirchendach, die äußeren Pfeiler, die hölzerne Decke und die Umfassungsmauern wurden neu errichtet.
Die barocke Kirche von 1774
Während die Kirche beim Stadtbrand vom 12. Juli 1682 fast verschont blieb, führte der “Große Stadtbrand” vom 9. Juli 1768 zur fast vollständigen Zerstörung. Ab 19. Oktober 1772 begann der Wiederaufbau, veranlasst durch die Stadt Leipzig als Stadtherrn von Taucha und Kirchenpatron der St. Moritz Kirche. Am 2. Dezember 1772 fand die feierliche Grundsteinlegung in Anwesenheit des Leipziger Bürgermeisters Dr. Heinrich Born und mehrerer Leipziger Senatoren statt.
Neben einigen Münzen wurde eine in lateinischer Sprache verfasste Urkunde über die Umstände des Brandes und des Wiederaufbaus in den Baugrund des Kirchturms versenkt. Finanziert hat man den Bau unter anderem durch eine vom Kurfürsten genehmigte Sammlung in den Kirchenbezirken Leipzig, Chemnitz, Freiberg und Plauen, die eine Summe von 2.000 Talern ergab. Außerdem spendeten die “Glieder der Parochie Taucha” ziemlich hohe Summen. Für den Transport des Bauholzes mussten laut kurfürstlicher Anordnung keinerlei Abgaben geleistet werden. Diesen übernahmen Bauern aus Taucha und Umgebung umsonst.
Am 25. September 1774 fand die feierliche Einweihung statt.
Die Kirche war als große barocke Hallenkirche wiedererstanden, mit einer zweigeschossigen Empore, mit zwei “Herrschaftsstuben” neben dem Altar und dahinterliegenden Sakristeien sowie einem ansehnlichen Kanzelaufbau über dem Altar. In der Zeit des Wiederaufbaus fand der Gottesdienst im “Großen Saal” des Tauchaer Schlosses statt.
1795 schenkte der Rat der Stadt Leipzig der Tauchaer Kirche eine Orgel, deren Teile größtenteils aus der Leipziger Nikolaikirche stammten. Fehlende Teile ergänzte der Orgelbauer Johann Gottfried Trampeli aus Adorf im Vogtland.
1859 erfolgte eine Generalreparatur dieser Orgel durch den Orgelbaumeister Nikolaus Schrickel aus Eilenburg.
Umbau im Jugendstil 1911
Am 22. Mai 1911 begannen dringend notwendige Erneuerungsarbeiten im Inneren der Kirche. Auch die alte Orgel wurde dabei abgebrochen und der Chorplatz erweitert. Im Zuge der Bauarbeiten erneuerte man das Gestühl und baute teilweise eine Heizung ein.
Während der Bauzeit fand der Gottesdienst in der Aula der damaligen Volksschule (heute Gymnasium) statt. Für Kindtaufen stand der neben der Kirche liegende Kindergarten bereit.
Am 10. Dezember 1911 konnte die nach den Plänen des Architekten Baurat Julius Zeißig im Innern neugestaltete Kirche nebst der von Baumeister Ferdinand Sperling gestifteten und von Orgelbaumeister Eduard Beyer erbauten Orgel neu geweiht werden.
DDR- und Nachwendezeit
Zwischen 1980 und 1983 wurde das Dach der Kirche neu gedeckt, in den Folgejahren wurde der Innenraum renoviert, später erfolgte die Sanierung der Fassade.
Schließlich bekam die Kirche 1996 dank hochherziger Spenden aus der Gemeinde und mit der Gemeinde verbundener Personen eine zweimanualige mit 18 Registern und 1200 Pfeifen ausgestattete Orgel.
In den Jahren 2024–25 wurde mit Hilfe von Denkmalfördermitteln der Innenraum der St.-Moritz-Kirche umfassend renoviert. Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 1,3 Mio. €.



Die Orgeln
1580
Johann Nicolaus Sergius erhält fur sein OrgelspIel 7 Gulden und 9 Groschen Jahreslohn,
der Calcant (Blasebalgtreter) 1 Gulden 9 Groschen
1583
existiert eine Orgel mit 13 Registern, die sicherlich schon längere Zeit aufgestellt war, denn sie wird vom Orgelbauer Bartel Zenker aus Eilenburg durchgesehen und repariert.
1679
wird diese Orgel fur 200 Gulden umgearbeitet und mit einem neuen Gehäuse versehen durch Orgelbauer Donat, Leipzig
1768
fällt auch die Kirche dem großen Stadtbrand zum Opfer; von der Orgel können lediglich 15 Zinnpfeifen gerettet werden; danach finden die Gottesdienste im Saal des Schlosses statt, wobei zur musikalichen Gestaltung ein Positiv aufgestellt wird.
1772/1774
Neubau der St. Moritz Kirche, Einweihungsgottesdienst am 25.September 1774 mit dem Orgelpositiv des Schlosssaales.
1796
Einbau des Haupt- und Brustwerkes der Orgel aus der Leipziger Nikolaikirche durch Christian Wilhelm Trampeli, einern Werk von Zacharias Thayßner aus Merseburg von 1593/94
2 Manuale, 22 Register
die Kosten trägt der Rat der Stadt Leipzig
1859
Umbau der Thayßner/Trampeli Orgel durch Orgelbauer Nicolaus Schrickel, Eilenburg, der einem “inneren Neuaufbau” entspricht, 2 Manuale, 18 Register
Preis: 975 Taler
1911
Neubau einer Orgel durch die Orgelbaufirma Beyer, Magdeburg, nach einern Dispositionsentwurf des damaligen Thomasorganisten Karl Straube
2 Manuale, 34 Register Preis: 12.805 Mark
1964
Aus noch verwendungsfähigem Material baut der Tauchaer Kantor Hans Schuricht ein Interimsinstrument, das bis zur Erstellung einer neuen Orgel verwendet werden soll.
2 Manuale, 8 Register
1996
200 Jahre nach Aufstellung der ersten Orgel in der 1774 errichteten Kirche Weihe der 1974 erbauten Ismayr Orgel (bisher in einer Nürnberger Kirche) nach Umbau des Gehäuses und modifizierter Intonation durch Orgelbaufirma Eule, Bautzen
2 Manuale, 18 Register, 1200 Pfeifen
Preis: 200.000 DM



Die Glocken
Das Geläut der Kirche besteht heute aus drei Bronze-Glocken. Sie klingen in den Tönen d’ (+8), fis’ (+10) und a’ (+1). Zwei dieser Glocken wurden 1926 in der Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer gegossen, eine weitere 1964 von der Glockengießerfamilie Schilling.
Ein Blick in die Geschichte
Beim großen Stadtbrand im Juli 1768 wurden die Kirche und ihre Glocken vollständig zerstört. Noch im selben Jahr goss der Leipziger Glockengießer Andreas Berger eine kleine Glocke, die später „Viertelglocke“ genannt wurde. Sie hing zunächst in einem Holzgestell auf dem Markt und rief die Menschen zum Gottesdienst, der damals im Festsaal des Schlosses stattfand.
1780 erhielt die Kirche zwei neue Glocken – ebenfalls von Andreas Berger, der sie nach einigen Fehlversuchen endlich erfolgreich goss. Die „Viertelglocke“ kam 1795 in den Kirchturm.
1874 wurden diese beiden großen Glocken durch ein neues Geläut aus drei frisch gegossenen Glocken ersetzt. Doch am 8. Juli 1917 erklangen die große und die kleine Glocke dieses Geläuts zum letzten Mal: Sie mussten im Ersten Weltkrieg als „Metallspende“ abgegeben werden.
Um neue Glocken finanzieren zu können, wurde nach dem Krieg der „Tauchaer Glockenfonds“ gegründet. Die Gemeinde und der Freiwillige Kirchenchor sammelten Spenden. So konnten 1926 drei Bronzeglocken in Lauchhammer gegossen, nach Taucha gebracht, geweiht und in den Turm gehängt werden. Damit gehörte die Gemeinde damals zu den wenigen, die sich Glocken aus Bronze leisten konnten.
Im Zweiten Weltkrieg mussten am 13. März 1942 erneut zwei der Glocken als „Metallspende“ abgegeben werden. Sie kamen auf den sogenannten Glockenfriedhof in Hamburg. Ob sie nach Kriegsende noch dort lagen und später zurück nach Taucha gelangten, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.
Fest steht jedoch: In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre zogen die Tauchaer Handwerksmeister Lischetzke und Aßmann zwei Glocken mithilfe eines privaten Flaschenzugs wieder den Turm hinauf – und dort hängen sie bis heute.


